Kirche spürt zunehmend Auswirkungen der Corona-Pandemie

Der evangelische Kirchenkreis Simmern-Trarbach rechnet mit Mindereinnahmen bei Kirchensteuer von einer Million Euro. Das erhöht den Spardruck auf Kirchengemeinden und Einrichtungen.

Kirchberg. Die Corona-Pandemie hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmen sowie die Kommunen, auch die Kirchen spüren immer deutlicher die Folgen der Krise. Dabei geht es nicht nur um die aktuellen Auswirkungen für Gottesdienste und Begegnungsmöglichkeiten in der Gemeinde, sondern zunehmend auch um finanzielle Einbrüche in den kirchlichen Haushalten.

„Die Schließung von Geschäften, großen und kleinen Betrieben haben für viele Menschen direkte finanzielle Auswirkungen bis hin zur existenziellen Bedrohung. An diesen Auswirkungen haben wir über die Kirchensteuer direkten Anteil“, schreibt Pfarrer Hans-Joachim Hermes, der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach, in einem Brief an alle Presbyterinnen und Presbyter des Kirchenkreises. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Steuerstundungen und ähnliches würden in den nächsten Wochen zu einem dramatischen Rückgang der Kirchensteuer führen, erläutert er.

„Die Landeskirche rechnet mit Mindereinnahmen von 15 Prozent im Jahresschnitt. Die Finanzabteilung hat dieses in konkreten Zahlen für unseren Kirchenkreis errechnet“, schreibt der Superintendent weiter. Nach den derzeit vorliegenden Zahlen geht der Kirchenkreis davon aus, dass ihm und seinen Kirchengemeinden dabei nach Abzug aller Umlagen für Landeskirche, Kirchenkreis und Pfarrbesoldung in diesem Jahr etwa eine Million Euro fehlen werden. „Das ist keine Summe, die man durch ein leicht verändertes Verbrauchsverhalten einsparen könnte“, macht Hermes klar.

Da die kirchlichen Haushalte zum allergrößten Teil aus Personalkosten und zu einem erheblichen Anteil aus den Kosten für alle Gebäude bestünden, sei deutlich zu spüren, dass „wir in der Kirche nun auf allen Ebenen umgehend in die Planungen für das nächste Jahr eingehen müssen“, so der Superintendent. Mittlerweile hat der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises beschlossen, dass diese eine Million Euro durch die Verwendung des Ergebnisvortrags von rund 450.000 Euro sowie durch eine Entnahme aus einem angesparten Sonderposten „Finanzausgleich“ gedeckt werden sollen. Damit ist klar: „Die Kirchengemeinden und alle Arbeitsbereiche in unserem Kirchenkreis bekommen die Finanzausstattung, mit der wir bei der jüngsten Kreissynode geplant haben“, unterstreicht Hans-Joachim Hermes.

Allerdings kündigt der Superintendent für 2021 deutliche Sparmaßnahmen an, da davon auszugehen sei, dass die finanzielle Entwicklung auch im kommenden Jahr angespannt bleibe und das Kirchensteueraufkommen rückläufig sei. Darum müssten sich die zuständigen kreiskirchlichen Ausschüsse wie auch der Synodalvorstand und die Gemeinden umgehend mit dieser Situation befassen, fordert der Superintendent die Presbyterien auf.

Da schon jetzt einige Kirchengemeinden finanziell an ihre Grenzen gestoßen seien, kündigt Hans-Joachim Hermes bereits jetzt Gespräche mit diesen Presbyterien an, um „die finanzielle Entwicklung konkret auf ihre Kirchengemeinde hin“ darzustellen und zu diskutieren. „Für dieses Jahr sind ausreichende Mittel vorhanden. Dennoch gilt es schon jetzt, durch eine strikte Haushaltsdisziplin, durch eine Reduzierung der Ausgaben auf das absolut Notwendige den Rückgriff auf die Rücklagen möglichst zu reduzieren, um uns möglichst lange unsere Handlungsfähigkeit zu erhalten“, betont der Superintendent nachdrücklich.

Vergleichbare Diskussionen würden nicht nur in den Gemeinden, sondern auch auf der Ebene des Kirchenkreises geführt, denn auch hier werde es Änderungen, möglicherweise Einschränkungen geben, kündigt Hermes an. „Was das für Kitas, Gemeindepädagogik, Kirchenmusik, Kreiskirchenamt, Gemeindebüros bedeuten wird, können wir natürlich noch nicht sagen. Doch ein Aufrechterhalten oder gar Ausweiten des bisher qualitativ hochwertigen Angebotes würde prozentual die Kirchengemeinden noch stärker beeinträchtigen“, ist der Superintendent überzeugt.

  • 3.5.2020
  • Dieter Junker