Die Evangelische Kirche im Rheinland hat die Spendenkampagne von United4Rescue, einem Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung, für ein Such- und Aufklärungsflugzeug mit 170.000 Euro unterstützt. Die „Seabird 3“ wird über dem Mittelmeer fliegen und dabei helfen, Flüchtlingsboote in Seenot zu entdecken und Rettung zu alarmieren. Geplant ist zudem, erstmals Flüge über dem Atlantik zwischen Westafrika und den Kanarischen Inseln durchzuführen. Mit der Förderung der Evangelischen Kirche im Rheinland werden maßgeblich Anschaffung und erste Einsätze des Flugzeugs ermöglicht.
Der Spendenbetrag stammt aus einer Rücklage für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED). KED-Mittel dienen der Bekämpfung von Not und ihrer Ursachen. Die Rettung von Menschen auf der Flucht, die zu ertrinken drohen, gehört in diesen Rahmen.
Aus der Rücklage werden Projekte im Ausland (zeitlich und örtlich begrenzte Aktivitäten) gefördert, die zu gerechtem Zugang zu Nahrung und Wasser und zur Armutsbekämpfung beitragen, die für Gesundheit, Bildung und Empowerment wirken, der Hilfe für Geflüchtete und dem Abbau von Fluchtursachen dienen. Im Zeitraum 2024/2025 erhielt zum Beispiel ein Programm zur Traumabewältigung und Berufsausbildung für Frauen, vor allem Witwen, in der Demokratischen Republik Kongo Förderung. Der Bau von Regensammelbecken in Uganda wurde unterstützt, außerdem die Ausbildung von jungen Alltagsbegleiter*innen für betagte Menschen in Togo und ein ökologischer Park mit Aufforstungsprojekt, den eine Partnerkirche in Indonesien verantwortet. Anträge auf Mittel aus dieser Rücklage für den Kirchlichen Entwicklungsdienst können noch bis zum 31.12.2026 gestellt werden. Antragsberechtigt sind Kirchenkreise, Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Bereitstellung von Mitteln ist einmalig, Folgeanträge sind nicht möglich. Rückfragen, auch zu Förderungskriterien, können an ked@ekir.de gerichtet werden.
Das unerträgliche Sterben an den Grenzen unseres Kontinents darf nicht aus dem Blick geraten
Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen begründet den Förderentscheid für das Flugzeug von United4Rescue: „Die Not von Menschen, die vor Krieg und Hunger fliehen, darf nicht aus dem Blick geraten. Das gilt auch für das unerträgliche Sterben an den Grenzen unseres Kontinents im Mittelmeer und Atlantik. Davor können wir nicht die Augen verschließen. Das Leid anderer Menschen geht uns unmittelbar an, als Christ*innen, als Mitmenschen. So schauen wir als evangelische Kirche hin und sind nicht nur solidarisch mit der zivilen Seenotrettung, sondern tun das Selbstverständliche: Wir helfen mit, Menschenleben zu retten. Jedes Leben ist es wert, gerettet zu werden, weil jeder Mensch von Gott seine eigene, unverbrüchliche Würde geschenkt bekommen hat. Daran glauben wir, und danach leben wir.“
Lebensrettende Pionierarbeit: Suchflüge auf der Atlantikroute
Die Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt stellt heraus, dass das neue Bündnisflugzeug nicht nur über dem Mittelmeer im Einsatz sein wird, sondern auch Suchflüge auf der Atlantikroute zu den Kanarischen Inseln durchführt, da die Flüchtlingszahlen auf dieser Route seit Monaten steigen. „Die Atlantikroute ist weitgehend eine Blackbox. Es ist anzunehmen, dass dort täglich Menschen sterben, weil ihnen niemand zu Hilfe kommt. Das von uns unterstützte Flugzeug mit seinen ehrenamtlichen Piloten leistet lebensrettende Pionierarbeit.“ Die Überfahrt der Flüchtlingsboote von Westafrika zu den Kanaren dauert bis zu zwei Wochen und ist extrem riskant. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind 2024 mindestens 1142 Menschen auf dieser Route gestorben. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein.
Stichwort: United4Rescue
Die Evangelische Kirche im Rheinland ist Bündnispartnerin von United4Rescue. Seit 2018 positioniert sich die Landessynode in ihren flüchtlingspolitischen Beschlüssen zur zivilen Seenotrettung. Die Landessynode 2019 erteilte der Kirchenleitung den Auftrag, die Beteiligung an einem neuen Schiff zur Seenotrettung zu prüfen, und förderte die Gründung von United4Rescue gemeinsam mit weiteren Akteuren. United4Rescue hat bereits vier Bündnisschiffe und zahlreiche Rettungseinsätze ermöglicht und so mitgeholfen, mehr als 10.000 Menschen aus Seenot zu retten. Heute sind in dem zivilgesellschaftlichen Bündnis knapp 1000 Organisationen und Gruppen verbunden. Die Mehrheit der rheinischen Kirchenkreise und eine Vielzahl von Kirchengemeinden sind aktive Bündnispartner*innen und unterstützen United4Rescue durch Kollekten, Spenden, Gottesdienste und Veranstaltungen.