Protestanten wollen seelsorgerlich Kirche sein

Die Protestanten an der Mosel und im Hunsrück wollen sich den kommenden Herausforderungen stellen und auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren. Sie wollen seelsorgerlich Kirche sein. Dazu gehört, sich verstärkt den Menschen zuzuwenden, Nähe und Beziehungen aufzubauen, aber auch den Mut zu haben, sich auf Arbeitsbereiche zu konzentrieren. Die Kreissynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, die in Rheinböllen tagte, verabschiedete dazu einstimmig Leitthesen als Grundlage für die weitere Arbeit.

„Als Kirche haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in der Region als Ansprechpartnerin in besonderen Lebensbereichen und bei Krisen“, machte Superintendent Markus Risch deutlich. Diese Kompetenz in Seelsorge und Begleitung gelte es zu nutzen und auszubauen. Und darum möchte der Kirchenkreis dies als Querschnittsaufgabe für alle Arbeitsbereiche festschreiben. „Hier wollen wir alle Arbeitsfelder daran ausrichten“, so der Superintendent. Denn: „Kirche orientiert sich am seelischen Heil des Menschen“, machte Markus Risch deutlich.

Das bedeute, dass Haupt- und Ehrenamtliche hier auch unterstützt und gefördert werden sollen, um solche Beziehungen zu Menschen zu schaffen und zu erhalten, betonte die Synode. Darum seien Räume, Gemeinschaft und professionelle Begleitung wichtig, gerade auch angesichts aktueller Krisen wie dem Klimawandel und der Gefährdung des Friedens. Und wichtig sei zudem die engere Kooperation der Kirchengemeinden mit der Diakonie und dem Kindergartenverbund VEKiST. Aber auch die jüngere Generation brauche nach Ansicht des Kirchenkreises Ermutigung und Unterstützung, wobei die Synode klar machte, dass gerade die Konzentration auf die Arbeit mit jungen Menschen in allen Arbeitsbereichen wichtig und erforderlich sei.

Das stärkere Augenmerk auf einzelne Arbeitsfelder bedeutet allerdings auch, dass in den Gemeinden und im Kirchenkreis bestimmte Arbeitsbereiche künftig vielleicht weniger im Mittelpunkt stehen. „Die Gemeinden des Kirchenkreises benötigen eine eigene Aufgabenkritik, damit sie Zeit für Wesentliches haben“, heißt es in den Leitthesen. Und: „Wir brauchen auch den Mut zur Brache“, so Superintendent Markus Risch.

Um auf diese Weise seelsorgerlich Kirche zu sein, hat die Kreissynode ebenfalls einstimmig den Weg frei gemacht für eine neue Personalstruktur, die es möglich macht, Ehrenamtliche stärker zu begleiten, Beziehungen vor Ort zu gestalten, junge Menschen mehr in den Blick zu nehmen, die Mitarbeitenden von Verwaltungsaufgaben zu entlasten.

Die neue Struktur sieht vor, dass die weiter bestehenden vier Kooperationsräume des Kirchenkreises künftig zu zwei Personalplanungsräumen Kirchberg-Mosel und Kastellaun-Simmern zusammengefasst werden. In beiden Räumen sollen ab 2030 jeweils fünf Pfarrstellen und fünf Stellen mit gemeindepädagogischem und diakonisch-theologischem Profil vorgehalten werden. Dabei ist ein gabenorientierter Einsatz der Teams im Kooperations- oder Personalplanungsraum angedacht, wobei Ehrenamtskoordination, Social Media, Jugend, Arbeit mit Familien oder Kitas solche Schwerpunkte bilden können.

Da auch die Kirchenmusik ein wesentlicher Faktor der Arbeit in den Gemeinden ist, sollen in jedem Personalplanungsraum bis zu zwei hauptamtliche Stellen für Kirchenmusik vorgehalten werden, und schließlich soll sowohl die Einrichtung von Stellen im Bereich „Gemeindemanagement“ als auch die einheitliche Anstellungsträgerschaft aller Mitarbeitenden beim Kirchenkreis, also auch der Pfarrstellen, geprüft werden.

„Es handelt sich hier um einen Prozess, aber durchaus auch um eine grundsätzliche Richtungsentscheidung“, so Superintendent Markus Risch. Die vor einem Jahr eingesetzte AG Simmern-Trarbach 2030 wird jedenfalls an diesen Konzepten auf der Grundlage der Leitthesen weiterarbeiten, die Frühjahrssynode 2023 wird dann die endgültigen Beschlüsse zu fassen haben, nachdem vor aber auch die Presbyterien beraten haben.

  • 2.7.2022
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker