Frauen wollen Zeichen setzen für ein solidarisches Miteinander

Das Frauenforum im Rhein-Hunsrück-Kreis will ein deutliches Zeichen für ein solidarisches Miteinander setzen und hat dafür eine Kampagne gestartet, um von Armut betroffenen Menschen im Kreis zu helfen und sie zu unterstützen. Dazu sollen an verschiedenen Orten im Hunsrück und am Rhein Begegnungsräume entstehen, aber auch Hilfsangebote für Bedürftige entwickelt werden.

„Wir wollen uns nicht abfinden mit der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich“, unterstrich Astrid Rund vom Frauennotruf Rhein-Hunsrück-Kreis. Die Inflation, die steigenden Energiekosten, die explodierenden Lebensmittelpreise, all das würde immer mehr Menschen belasten. „Wir erleben eine sich zuspitzende Krisensituation“, so Astrid Rund. Die neue Kampagne „Solidarisches Miteinander im Rhein-Hunsrück-Kreis“ solle daher einen Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit leisten, unterstrich sie.

Doch es geht nicht nur um eine Hilfe für Betroffene, es geht um mehr, machen die Frauen vom Frauenforum auch klar. „Wir wollen über das Thema Armut und den Umgang damit einen Diskurs beginnen, das Thema aus der Tabuzone holen und deutliche Zeichen gegen Ausgrenzung setzen“, betont Okka Senst vom Café International in Büchenbeuren. „Es ist einfach wichtig, dass die Menschen ohne Scheu solche Angebote annehmen können“, ergänzt Ilona Besha vom Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe.

Was ist dazu angedacht? „Wir wollen möglichst viele Orte im Rhein-Hunsrück-Kreis als Begegnungsräume schaffen, in denen Menschen zusammenkommen, gemeinsam essen, trinken, spielen, Kontakte knüpfen können und wo sie eine Anlaufstelle haben“, erläutert Astrid Rund. Die bestehenden Flüchtlingscafés im Kreis würden sich dafür bereits anbieten, aber auch andere Orte in den Dörfern und Städten seien denkbar und sinnvoll, so Okka Senst.

Eine zweite Idee wäre eine Kampagne für spendierten Kaffee, spendierte Mahlzeiten, Brötchen, Kinokarten oder vieles mehr. Hier lehnt sich das Frauenforum an die Idee eines „Caffé Sospeso“ an, eine neapolitanische Tradition, bei der es in dortigen Cafés und Bars möglich ist, einen Kaffee doppelt zu bezahlen, wobei der zweite Kaffee dann an Bedürftige ausgeschenkt wird. „Ich denke schon, dass auch hier im Kreis Cafés mitmachen könnten, oder aber auch Stände auf unseren Märkten“, hofft Astrid Rund. Und damit könnte Menschen geholfen werden, die sich einen Café-Besuch oder eine Mahlzeit nicht leisten könnten. „Es ist ein Zeichen im Kleinen“, betont Konni Faber vom der Katholischen Familienbildungsstätte Simmern.

Auf Zustimmung und Unterstützung stößt die Kampagne bei Landrat Volker Boch, der die Schirmherrschaft übernommen hat. „Es ist ein niederschwelliges Angebot für die Menschen, das aber wichtig ist, nicht nur jetzt aktuell, sondern auch langfristig“, macht der Landrat deutlich. Und es eröffne die Möglichkeit, ein Bewusstsein zu bilden für ein Thema, das jeden betreffe, und manche ganz besonders. „Wir leben in einer Region, die schon immer Menschen in Not geholfen hat, ich bin mir sicher, dass auch für diese Kampagne die Solidarität da ist“, ist Volker Boch zuversichtlich.

„Wir führen bereits viele Gespräche mit Unternehmen, Einrichtungen und auch gesellschaftlichen Gruppen. Und die Resonanz ist durchaus erfreulich. Der DGB im Kreis hat bereits seine Unterstützung signalisiert“, erläutert Astrid Rund. Das Frauenforum hofft jedenfalls, dass es nun bald losgeht. Angedacht ist auch, dass teilnehmende Einrichtungen und Unternehmen mit einem Logo ausgestattet werden, damit deren Engagement auch direkt erkennbar ist. Auch eine Homepage existiert bereits, wo dann Interessierte entsprechende Begegnungsräume finden können. „Wir wollen jetzt einen Startschuss geben, und dann wird sich alles weiterentwickeln“, macht Lisa Lorsbach vom katholischen Dekanat Simmern-Kastellaun deutlich.

„Es geht um Begegnung von Menschen, es geht darum, dass eine gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen möglich ist. Und Solidarität heißt, sich zu verbinden“, betont Susanne Reuter, die Frauenreferentin des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach. Und Astrid Rund betont: „Es ist uns bewusst, dass wir nicht alle Armuts-Probleme lösen können, aber wir können doch etwas bewegen und wir können auf diese Probleme aufmerksam machen.“

 

Die Initiatorinnen der Kampagne „Solidarisches Miteinander im Rhein-Hunsrück-Kreis“ sind der Arbeitskreis Armut des Frauenforums, Astrid Rund (Frauennotruf), Barbara Evers (Diakonisches Werk der Kirchenkreise Trier, Simmern-Trarbach und An Nahe und Glan), Gabi Kothe, Heidrun Kisters (Friedensinitiative Hunsrück), Ilona Besha (Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe), Konni Faber (Katholische Familienbildungsstätte Simmern), Lisa Lorsbach (Dekanat Simmern-Kastellaun), Michaela Mannebach (Dekanat St. Goar), Okka Senst (Café International), Susanne Reuter (Frauen im Kirchenkreis Simmern-Trarbach) und Tanja Paschek (Café Global Oberwesel). Informationen gibt es beim Frauennotruf in Simmern, Telefon 06761/13636, Mail: kontakt@solimi-rhk.de oder auf der Homepage https://solimi-rhk.de.

  • 24.11.2022
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker