Wo Greta Pommes pflanzt, wird die Welt ein bisschen fairer

Nachhaltigkeit und Umweltschutz prägen den Alltag in Duisburger Kita

Düsseldorf/Duisburg. Fair zueinander, fair zur Umwelt, fair zu Menschen in anderen Ländern: Die Evangelische Kindertagesstätte am Burgacker in Duisburg hat diese Werte in ihrem Alltag fest verankert. Sie ist eine von fast 300 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen, die das Siegel „Faire Kita“ tragen. Hier die Titelgeschichte der neuen Ausgabe des Evangelischen Elternmagazins Zehn14 – gekürzt zur Veröffentlichung:

Greta klopft mit ihren Händen vorsichtig die Erde fest und ruft: „Das werden mal Pommes!“ Gerade hat sie alte, keimende Kartoffeln in die Erde gelegt. „Jetzt sind sie noch schrumpelig, aber bald kommt eine grüne Pflanze aus dem Boden und unter der Erde wachsen neue Kartoffeln“, erklärt die Fünfjährige überzeugt. Und dann schlägt sie tatendurstig die Hände zusammen und schnappt sich die nächsten Exemplare aus dem Korb. In der Evangelischen Kindertagesstätte am Burgacker in Duisburg ist Pflanztag. In den großen Töpfen soll in den nächsten Monaten Gemüse wachsen – unter den aufmerksamen Augen der Kinder. „Wir haben viele dieser kleinen Aktionen im Kindergartenalltag untergebracht“, sagt Kita-Leiterin Claudia Wiese-Kreie. „Es sind kleine Schritte für einen bewussteren Umgang miteinander und mit der Natur und unseren Ressourcen.“

Neugier und kindlicher Gerechtigkeitssinn als Voraussetzung

Dem Team der Kindertagesstätte mitten in Duisburg ist es wichtig, mit den Kindern über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Die Ziele und Ideen des Vereins Faire Kita kamen den Erzieherinnen dabei gerade recht. Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit: Das seien Themen, die im Kindergartenalltag gut aufgehoben seien. „Die Kinder bringen von sich aus eine große Portion Neugier mit“, sagt Claudia Wiese-Kreie. Dazu komme, dass Kinder einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hätten. Beste Voraussetzungen, um als „Faire Kita“ im Einsatz zu sein.

„Faire Kita“ als Teil der Initiative ökofairEKiRche

In der Evangelischen Kirche im Rheinland ist das Kita-Zertifikat einer der Bausteine der Initiative ökofairEKiRche. Das Nachhaltigkeitsmanagement im Düsseldorfer Landeskirchenamt, der Rheinische Dienst für Internationale Ökumene (RIO) und die Evangelische Landjugendakademie Altenkirchen ermutigen Kirchengemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Einrichtungen, ökologische, faire und nachhaltige Aspekte mit kreativen Ideen in ihre Arbeit zu integrieren.

Mit fair gehandeltem Tee und Kaffee hat alles begonnen

Die Kita am Burgacker nahm diesen Faden gerne auf. Große Themen wollten für die Kleinsten begreifbar gemacht werden. Also lud das Kita-Team Anfang 2018 die Eltern ein, sich zu beteiligen. Damals entstand das „Faire Team“, zu dem Mitarbeitende genauso gehören wie Eltern. Gemeinsam entwarfen sie Ideen für den Kindergartenalltag. „Wir begannen mit einfachen Dingen, wir stellten auf fairen Kaffee und fairen Tee um“, erzählt die Kita-Leiterin. Bei der Anschaffung des neuen Sitzteppichs für die Bücherei setzte die Einrichtung auf fairen Handel. Der Klebstoff, mit dem die Bastelklebeflaschen aufgefüllt werden, trägt ein Siegel, das über fairen Handel informiert. Die Einrichtung stellte ihr Catering um – und setzt seitdem auf saisonale und vor allem auf regionale Produkte. Gelegentlich arbeitet die Einrichtung mit Kooperationspartnern zusammen – wie etwa dem Unverpacktladen oder den Wirtschaftsbetrieben in Duisburg, die ein Materialpaket zum Papierschöpfen anbieten.

Die Spur der Schokolade führt bis nach Afrika

„Überall im Kindergarten sind kleine Spuren unseres Bemühens zu erkennen, Nachhaltigkeit und fairen Handel zu leben“, sagt Claudia Wiese-Kreie. Gemeinsam begaben sich Kinder und Erzieherinnen auch auf die Spur der Schokolade. Und landeten dabei in Afrika – für die Kinder ein spannender Ausflug in eine andere Kultur. „Uns war es wichtig, nicht mit Klischees zu arbeiten“, ergänzt Claudia Wiese-Kreie. Statt eines Trommelworkshops setzte die Kita also auf die Entdeckerlust der Kinder: Sie erfuhren viel über das Leben von Jungen und Mädchen in Afrika, bastelten mit Alltagsmaterialien und kamen über Kinderrechte ins Gespräch.

Wechsel-Kleiderständer im Eingangsbereich

Verschwendung geht vielen der Kindergartenkinder in Duisburg inzwischen gegen den Strich. Sie sind sensibel geworden, wenn es darum geht, alte Dinge wegzuwerfen. „Wir haben die Entdeckung gemacht, dass wir auch hier im Kindergarten ganz leicht Ressourcen schonen können“, fasst Claudia Wiese-Kreie zusammen. Den tiefen Riss im großen Sitzsack hat eine findige Mutter mit der heimischen Nähmaschine ausgebessert, und regelmäßig kommt ein Hausmeisterservice, um defekte Stühlchen oder kleinere Schäden zu reparieren. „Wir überlegen mindestens zweimal, ob wir etwas wegwerfen“, erklärt die Kitaleiterin. Das gilt auch für die Kleidung der Kinder. Neben Kleiderbörsen setzt die Einrichtung dabei auf einen Kleiderständer im Eingangsbereich: „Da hängt meine alte Jacke“, ruft Greta. Als ihr die nicht mehr gepasst hat, ist sie an dem Wechsel-Kleiderständer gelandet. Wer mag, kann hier gebrauchte und gut erhaltene Kleider beim Abholen der Kinder aufhängen – und sich gleichzeitig ein Kleidungsstück mitnehmen.

Malheurchen-Tasche ersetzt Plastiktüten

Auch die Malheurchen-Tasche ist im Bemühen um mehr Nachhaltigkeit entstanden: Sie hat die Plastiktüten abgelöst, in denen die Erzieherinnen den Eltern früher die Wäsche der Kinder mit nach Hause gaben, wenn der Weg zur Toilette zu lang für die kurzen Beine geworden war. „Der Stoff ist beschichtet und die Tasche kann direkt mit der Wäsche in die Waschmaschine gegeben werden“, erklärt Claudia Wiese-Kreie. In die grünen Taschen wurde das Logo der Einrichtung eingestickt. Eines steht fest: Der Einsatz für Nachhaltigkeit und fairen Handel hat die Erzieherinnen, Eltern und Kinder in der Kita am Burgacker erfinderisch werden lassen – und schon einiges bewirkt.

  • 19.5.2021
  • Theresa Demski
  • Markus J. Feger