Bibel ist nicht gleich Bibel: Das Buch der Bücher für Digital Natives

Morgen ist Welttag des Buches / Ein Autorenbeitrag zur neuen BasisBibel

Düsseldorf. Das meistverkaufte Buch der Welt ist die Bibel. Doch Bibel ist nicht gleich Bibel. Mit der kompletten BasisBibel ist im deutschsprachigen Raum seit 2021 eine Übersetzung auf dem Markt, die auf klare, kurze Sätze und crossmediale Vernetzung setzt. Sie ist die erste, die für das Lesen im Buch wie am Bildschirm gleichermaßen konzipiert ist. Journalist Ralf Thomas Müller, der auch für die Evangelische Kirche im Rheinland tätig ist, hat an mehreren alttestamentlichen Büchern der neuen BasisBibel mitgewirkt. Zum Welttag des Buches am 23. April gibt er einen Einblick in die Idee und die konkrete Übersetzungsarbeit:

Ralf Thomas Müller, Autor dieses Beitrags und Mit-Übersetzer an der BasisBibel.

Es könnte so einfach sein: Alle sprechen die gleiche Sprache, und die ist allen seit der Kindheit vertraut. Doch Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gehen von rund 7000 Sprachen weltweit aus. Damit man die Bibel in unserem Fall auf Deutsch lesen kann, muss sie zunächst einmal aus dem Hebräischen, Aramäischen und Griechischen übersetzt werden. Klingt eigentlich gar nicht so schwer, doch dabei sind einige Dinge zu beachten, und die Prinzipien einer Übersetzung können je nach Art der Übersetzung recht unterschiedlich sein.

Neue Anforderungen durch verändertes Medienverhalten

Am Anfang des BasisBibel-Projekts standen Aussagen aus der Jugendarbeit und aus den Schulen: „Jugendliche können den klassischen Übersetzungen nicht folgen. Ihre Sprache ist anders und auch ihr Medienverhalten ist neu. Die traditionelle Bibelsprache ist ihnen unbekannt und das Leseverhalten der neuen Generation ist durch schnelle Informationsaufnahme im Internet geprägt.“ Die BasisBibel ist die erste Bibelübersetzung überhaupt, die gleichermaßen für das Lesen im Buch wie am Bildschirm konzipiert ist. Drei Merkmale kennzeichnen die Übersetzung: die Nähe zum biblischen Urtext, die lesefreundliche Sprachstruktur und die crossmediale Vernetzung. Die Urtextnähe wird auch dadurch ermöglicht, dass die BasisBibel erklärungsbedürftige Begriffe wie bei Internetlinks farbig hervorhebt und in der Randspalte erläutert. Die Sätze der BasisBibel umfassen in der Regel nicht mehr als 16 Wörter und enthalten nur einen Nebensatz.

Von Helden wie Simson und anderen Erzählungen aus einer fremden Welt

Die BasisBibel verzichtet auf Modernismen und Fremdwörter, ohne umgangssprachlich zu werden. Der Text soll beim Lesen auch ohne Vorkenntnisse ein richtiges Verständnis ermöglichen. Biblische Kernbegriffe werden erläutert und immer wieder gleich übersetzt. Im Internet ist zudem nicht nur der komplette Text online verfügbar, sondern auch eine Fülle an zusätzlichen Informationen. Die biblische Welt ist Menschen heute oftmals sehr fremd. Das Buch der Richter handelt zum Beispiel von Geschichten in einer Zeit, in der Israel noch kein Staat war und keinen König hatte. Da geht es etwa um Helden wie Simson. Seine Kräfte schwinden, wenn ihm die Haare geschnitten werden. Die Geschichten handeln von Mord, Vergewaltigung und Frauenraub.

Randnotizen helfen dabei, den biblischen Text schlank zu halten

Die Erzählungen folgen dabei meist einem festen Muster. Die Israeliten verehren fremde Götter. Daraufhin lässt Gott sie von Feinden angreifen. Die Israeliten sind in großer in Not. Dann schickt Gott ihnen einen Retter. Doch danach verehren die Israeliten wieder fremde Götter – und das Ganze beginnt von vorn. Die BasisBibel bietet dann immer wieder zusätzliche Informationen. Wer waren die Götter Baal und Dragon? Wo lebten die Philister? Oder aber auch: Wie sieht eigentlich eine Handmühle aus? Diese Informationen am Rand helfen, den Text schlank zu halten.

Übersetzer und Redakteurinnen haben im Team gearbeitet

Moderne kommunikative Übersetzungen bringen den biblischen Text in die Welt des Lesers. Die Übersetzung gibt dabei den Sinn des Originals wieder und verzichtet auf den Versuch, die sprachliche Form nachzuahmen. So ist es auch bei der BasisBibel. Doch der ursprüngliche Text setzt häufig Hintergrundwissen voraus. Den Gemeinden in Korinth und Rom zum Beispiel musste Paulus nicht ausführen, dass Menschen im gesamten Mittelmeerraum gemeint sind, wenn von Griechen die Rede ist. Griechisch war im ganzen Osten des Römischen Reiches die gemeinsame Sprache. Doch für viele Menschen heute ist das nur zu verstehen, wenn es ausdrücklich benannt wird. Damit die Nähe zum Urtext und die Verständlichkeit zusammenkommen, haben bei der BasisBibel jeweils Teams aus Übersetzerinnen und Übersetzern und Redakteurinnen und Redakteuren gemeinsam an einem biblischen Buch gearbeitet.

  • 22.4.2021
  • Ralf Thomas Müller
  • Deutsche Bibelgesellschaft , M. Schlump/ekir.de