Protestanten vor schmerzhaften Veränderungen

Die Kreissynode Simmern-Trarbach berät am Samstag über künftige Pfarrstellenplanung. Es ist erneut eine Online-Tagung. Auch Wahlen und Haushalt stehen auf der Tagesordnung.

Kirchberg. Die Protestanten auf dem Hunsrück und an der Mosel stehen vor weiteren schmerzhaften Veränderungen in den kommenden Jahren. Grund dafür ist die landeskirchliche Pfarrstellenrahmenplanung, die zu einer weiteren Reduzierung der Pfarrstellen auch im Kirchenkreis Simmern-Trarbach führen wird. Mit Auswirkungen auf das Gemeindeleben. Auf der Kreissynode soll eine Arbeitsgruppe berufen werden, die sich mit dieser Frage beschäftigen wird.

Vor fünf Jahren hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland angesichts sinkender Mitgliederzahlen, sinkender Kirchensteuereinnahmen und rückläufiger Zahlen bei den Theologiestudierenden den Beschluss gefasst, dass es in der rheinischen Kirche 2030 nur noch 1000 Pfarrstellen geben soll. Derzeit sind es hier 1600 Pfarrstellen, darunter 1100 in den Kirchengemeinden.

Auf den Kirchenkreis Simmern-Trarbach, den kleinsten in der rheinischen Kirche, bezogen, hieße dies, dass es hier in zehn Jahren dann nur noch zehn Gemeindepfarrstellen (plus die Superintendenten-Pfarrstelle) bei 28.000 Gemeindemitgliedern geben würde. Das bedeutet, im Durchschnitt kämen auf eine Pfarrstelle 2880 Gemeindemitglieder.

Wie groß damit die Veränderung für die Pfarrstruktur im Kirchenkreis wäre, zeigt der Vergleich mit der jetzigen Situation oder der Blick auf frühere Jahre. 1994 lebten im Kirchenkreis Simmern-Trarbach noch etwas mehr als 38.000 Evangelische in 49 Kirchengemeinden mit insgesamt 29 Gemeindepfarrern. Aktuell sind es im Kirchenkreis noch etwas mehr als 32.000 Protestanten in nur noch 23 Gemeinden mit 16,5 Pfarrstellen, die von 19 Pfarrerinnen und Pfarrern besetzt sind.

„Das zeigt, dass Veränderungen nötig sind, Anpassungen und Reduzierungen. Doch dies wird von unseren Gemeinden und den Menschen, die dort leben, als schmerzhaft empfunden, weil die Auswirkungen auf das Gemeindeleben überhaupt nicht abgeschätzt werden können“, räumte Superintendent Hans-Joachim Hermes auf einer Presbyter-Pfarrer-Konferenz in Büchenbeuren ein. Dies werde dadurch noch verstärkt, dass in vielen Gemeinden wie in der Kirchengemeinde Zehn Türme oder im Gemeindeverbund Simmern gerade erst nicht einfache Veränderungsprozesse abgeschlossen wurden, hier nun aber keine ruhige Phase käme, sondern schon wieder der nächste Schritt eingeleitet werden müsste, so Hermes.

Dennoch wird sich der Kirchenkreis, werden sich die Gemeinden diesen Entwicklungen stellen müssen, die zudem noch dadurch erschwert werden, dass möglicherweise in zehn Jahren überhaupt nicht genug Pfarrer da sind, um die 1000 Stellen zu besetzen. Denn um diese Zielzahl zu erreichen, müssten jährlich 50 Personen in den Pfarrdienst eintreten. Doch ob dies wirklich geschafft wird, ist offen.

Um hier frühzeitig auf die Entwicklung reagieren zu können, soll auf der Kreissynode, die am kommenden Samstag online tagen wird, eine Steuerungsgruppe gewählt werden, die beraten soll, wie sich der Kirchenkreis unter diesen veränderten Bedingungen 2030 nach innen und außen darstellt, wie kreiskirchliches und gemeindliches Leben personell und finanziell gestaltet werden kann. Diese Arbeitsgruppe „Simmern-Trarbach 2030“ soll dann bis zur Herbstsynode 2022 Vorschläge erarbeiten mit einer Aufgabenkritik, einer Prioritätendiskussion, einer Pfarrstellenrahmenplanung, einer Übersicht über die Auswirkungen auf die Arbeitsbereiche und Abteilungen des Kirchenkreises, auf die Finanzen der Kirchengemeinden und auch zur Zukunft des Kirchenkreises.

Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Herbstsynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach am Samstag, 7. November, nur online tagen. Auf der Tagesordnung stehen neben der Frage der Zukunft des Kirchenkreises unter anderem auch Wahlen zum Kreissynodalvorstand, die Haushaltsplanung für das kommende Jahr sowie der Bericht des Superintendenten.

  • 3.11.2020
  • Dieter Junker